Was passiert, wenn die PR-Abteilung von smart versucht, einen besonders hippen Blog-Artikel über den electric drive zu lancieren? Im schlimmsten Fall wird ein Blogger-Team mit Benzin im Blut engagiert, das sich noch nie mit dem fortwo beschäftigt hat – und das auch irgendwie gar nicht will.
Ralf Becker und Christopher Stegemann sind die Macher hinter der Seite chromjuwelen.com. Sie sagen von sich, sie lassen sich von Ihren „Herzen und dem Benzin im Blut“ leiten – „das ist dann Leidenschaft“.
So muss Christopher Stegemann seinen Mitfahrer Ralf Becker (und damit gleichzeitig die eigentliche Zielgruppe des Blogs) schon in der Einleitung des Videos mit den am Zielort Le Mans wartenden, „lauten und nach Benzin stinkenden Motoren“ locken, damit ihm das Thema smart nicht ganz so weh tut.
Wie sehr sich die Jungs von chromjuwelen.com bisher mit dem smart beschäftigt haben, schreiben sie auf ihrer Website in der Einleitung zu Ihrem Test. So sind sie der Meinung, der smart werde „seit 1998 äußerlich praktisch unverändert gebaut“. Ja, wenn man den smart bisher gemieden hat wie der Teufel das Weihwasser, können einem die unterschiedlichen Modellvarianten der vergangenen 15 Jahre schonmal entgehen. Alleine den von chromjuwelen.com getesteten elecric drive gab es in drei optisch vollkommen unterschiedlichen Modell-Generationen. Aber wer Le Mans vor Augen hat, kann sich nicht mit solchen Details aufhalten.
Die beiden Blogger standen bereits bei den smart times in Antwerpen auf der Bühne. Es wurde ein Trailer zu ihrer “Chromjuwelen Électrique” genannten Reise mit dem electric drive gezeigt. Ich muss gestehen, der Gedanke eines Roadtrips mit dem electric drive hat mich sofort fasziniert. Zuhause angekommen schaute ich mir dann das Video an – und war zutiefst enttäuscht. Der electric drive war lediglich Statist zwischen Benzingesprächen. Man hatte das Gefühl, die beiden Blogger wollten ihren Test des electric drive für ihre Zielgruppe, die „automobile Speerspitze“, erträglich gestalten. Nur so ist zu erklären, daß es letztendlich im Video ständig um die kraftstoffbefeuerten Dinosaurier der Autombilgeschichte ging. Der electric drive wirkte dabei eher wie der leicht problematische Sonderling mit dem man hoffentlich endlich bald am eigentlichen Ziel ankommt.
So dreht sich ab Minute 16(!) des 26-minütigen Videos alles nur noch um die Oldtimer und Rennwagen des Oldie-Treffens „Le Mans Classic“. Überhaupt geht es in dem gesamten Video maximal gefühlte 8 Minuten um den electric drive. Im Speziellen ging es dabei um die „spannenden“ Problemchen, die auf der Suche nach einer Steckdose so entstehen können. Jede Ladepause wurde dann natürlich mit Huldigungen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren überbrückt. Der fortwo ed erscheint unterm Strich wie das etwas lästige Mittel zum Zweck einer automobilen Lustreise.
Vielleicht bin ich ja alleine mit meiner Meinung – aber ich behaupte, wer zukunftsorientiert denkt und am Thema Elektromobiliät ernsthaft interessiert ist, will kein Video über schrullige Oldtimerfetischisten sehen.